NaNoWriMo – Die Gewinner

Im 1. Teil geht es um den NaNoWriMo im Allgemeinen, über Motivation und Erfahrungen aus meiner ersten Teilnahme im Jahr 2016.

Gewinnen

Die Empfindung beim Gewinnen, gleicht oft einer Seifenblase. So schön, so hoch am Himmel schwebend, so zerbrechlich ist die ganze Angelegenheit auch. Das Ziel zu erreichen war verlockend, den Gewinn in den Händen zu halten, fühlt sich oft ein wenig leer an. Doch anders als bei Seifenblasen, besteht im NaNoWriMo das Gebilde nicht aus Seife und Luft, sondern aus einer Vielzahl an Worten. Diese Worte bilden Sätze, bilden Szenen, Szenen werden Kapitel und aus den einzelnen Kapiteln entsteht ein Roman. Und einen Roman geschrieben zu haben, führt sich, entschuldigt die Wortwahl: V E R D A M M T  gut an.

50’000 Wörter. Weit über 150 Seiten. Eine Hand voll Figuren, die sich mit zunehmender Seitenzahl eigenwilliger benehmen und sich selbst manchmal dem vorgefertigten Baugerüst namens Plot zu widersetzen versuchen. Das so viel Eigenwilligkeit aus einem einzigen Gehirn zu entspringen im Stande ist, will man kaum für möglich halten.

Doch gehen wir nochmals einen Schritt zurück und sehen uns den Ablauf meines NaNoWriMo-Alltages an.

Zeit

Für alle, die keine Zeit haben

Zuerst müssen wir einmal über Schreibzeit reden.

Wie es den meisten Menschen so geht, ist Zeit eine Ressource die nicht im Überfluss vorhanden ist. Der Tag hat 24 Stunden, davon werden 6 bis 8 Stunden aufs Schlafen verwendet. In den restlichen 16 Stunden, geht mindestens die Hälfte für Schule, Beruf oder die Aufzucht des Nachwuchses drauf.

Bleiben 8 Stunden, mit denen sich was anfangen lässt. Je nach Interesse, sozialen Verpflichtungen und Tagesablauf fallen nochmals Stunden für alles Mögliche weg (und etwas essen muss der Mensch ja gelegentlich auch). Der Tagesplan ist prall gefüllt, doch irgendwie ist immer zu wenig Zeit vorhanden. Hier liegt unser Ansatzpunkt. Ist es uns wichtig, jeden Tag Stunden damit zu verbringen die Highscore Tabelle in meinem online Shooter zu verbessern; meinen Avatar mit neuen Kleidern auszurüsten oder Stunden auf Facebook, Twitter, … und so weiter zu verbringen? Möchte ich die neuste Serien auf Netflix bingen oder lieber die nächsten zwei oder drei Stunden damit verbringen, etwas zu schaffen was bestand hat? Bitte versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen Computerspiele oder Serien. Bücher, Filme, Serien und Computerspiele können gute Inspirationsquellen für eure Kreativität sein. Doch wie bei Süßigkeiten gilt hier: ein wenig Zucker ist gut, zu viel davon ist ungesund.

„Ich habe keine Zeit.“ Ist die Aussage vieler, die zwar gerne schreiben würden, es aber einfach nicht gebacken bekommen. Es gibt viele Beispiele von erfolgreichen Autoren die nicht mehr Zeit hatten, als der Durchschnitt von uns. Doch etwas hat sie von der Masse abgehoben.

Der Wille.

Ich will es nochmals klar betonen: Das einzige, was den produktiven Schreiber vom unproduktiven trennt, ist der Wille zum Schreiben. Der Wille anderes hinten anzustellen und somit dem Schreiben eine Priorität, vor vielem anderen einzuräumen.

Man hat nicht keine Zeit zum Schreiben, es ist einem nur anders wichtiger, als Zeit fürs Schreiben zu verwenden.

Wenn man sich nur zwei Stunden täglich Zeit lässt, was für viele bedeutet, auf zwei Stunden Krimi am Abend zu verzichten, dann hat man zwei Stunden Zeit für den NaNoWriMo und erreicht auch sein Tagesziel von 1’667 Wörter am Tag.

Vorbereitung

Sich vor dem NaNoWriMo gut vorzubereiten, ist in meinen Augen, der Schlüssel zum Erfolg. Und die beste Vorbereitung für jede Form von Geschichte, besteht bei mir, mit einem gut durchdachten Plot.

Ich muss es zugeben: Ich hatte mir wieder einmal (wie letztes Jahr) zu wenig Zeit fürs Plotten genommen. Zwei Tage vor dem NaNoWriMo, hatte ich noch nichts. Gut nicht überhaupt nichts, aber fast nichts. Ich hatte ungefähr eine Idee, was ich schreiben wollte. Das Genre und eins, zwei Szenen, die ich cool finden würde. Aber bis auf das, fehlte mir alles.

Also setzte ich mich daran einen Plot zu entwerfen. Ich verwendete erst einmal die Dreiaktstruktur, suchte Thema und Prämisse und überlegte mir eine Hand voll Figuren, denen ich Leben einhauchen wollte. Danach übertrug ich die Dreiaktstruktur in ein Siebenpunkte-System. So entwarf ich nach und nach die einzelnen Kapitel und in den Kapiteln begann ich, bereits einzelne Schlüsselszenen zu konstruieren.

Diese ganze Arbeit forderte zirka sechs Stunden und eine Menge Koffein.

Am nächsten Tag (der Tag vor dem Start des NaNoWriMo), überarbeite ich meinen Plot, verfeinerte und erweiterte einzelne Kapitel um Szenen oder strich ganze Kapitelbeschreibungen und ordnete das ganze neu.

Es war der Abend vor dem 1. November und ich war glücklich mit meinem Plot, aber müde und ausgelaugt. Doch wie sollte ich die nötige Energie aufbringen, um einen ganzen Monat zu schreiben?

Alltag

Beginn

Dann war er da. Der erste Tag im November und der Start des Wörtermarathons. Ich machte mich daran, die ersten Worte auf den Bildschirm zu zaubern. Der Plan stand und ich schrieb los.

In der Regel versuchte ich, jede halbe Stunde eine kleine Pause einzufügen. Manchmal, wenn ich mitten in einer Szene war und unbedingt weiter schreiben wollte, konnte ich auch mal eine oder eineinhalb Stunden am Notebook sitzen. Das war der Moment in dem man selbst in die Geschichte eintauchte und miterlebte, wie eine Szene mit Leben gefüllt wurde. Man will den Protagonisten nur noch schnell aus der brenzlichen Lage befreien, bevor man eine Pause macht oder für den Tag sein Schaffen beendet.

Durchhalten

An anderen Tage ist es bereits eine Qual nur an die Tastatur zu sitzen. Bei der Menge an Worten, möchte man am liebsten schwänzen.

Es kann sein, dass der Alltag mit all seinen Aufgaben einem schon genug gebeutelt hat. Das man einfach nur abschalten möchte, einfach nichts tun. Oft ist eine Motivationsblockade bereits behoben, wenn man sich nur an die Tastatur setzt und anfängt zu schreiben.

Ein Trick besteht darin, sich einzureden, dass man das gestern Geschriebene, nur liest, ohne Absicht zu schreiben; vielleicht nur ein paar Ausbesserungen macht. Dann sagt man sich, dass man nur einen Satz schreibt und aus dem einen werden mehrere, bis man wieder im Schreibflow ist.
Meistens liegt es aber bei einer Szene, die man einfach nicht schreiben möchte oder einer Situation, durch die man seine Figuren begleiten muss, die einem selbst unbehaglich ist. Durch das Aufschieben oder Vermeiden dieser Szene, versuchen wir uns selbst zu schützen; sei es vor Langeweile oder vor Gefühlen die einem unangenehm sind. In einem solchen Fall, sollte man sich fragen, ob man sich Langweilt. Dann lässt man die Szene besser ganz weg. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit wird es den Leser ebenso langweilen (wenn nicht noch um einiges mehr). Andernfalls ist es meist besser, durchzubeißen und sich seiner Szene zu stellen, auch wenn es einem nicht leicht fällt. Im Nachhinein geht man mit einem guten Gefühl, einer befreiten Haltung, aus einer schweren Schreibsitzung. Was für innere Anspannung gesorgt hat, wirkt gebannt auf Papier, weit weniger schlimm, als wir uns das vorgestellt haben. Wir sind dem Dämon begegnet, haben ihn uns angesehen, haben darüber reflektiert und können uns ein Stück von ihm lösen, vielleicht sogar ganz befreien.

Was ich damit sagen will: Nicht jeder Tag ist leicht. Aber jedes Tagesziel ist machbar. Manchmal genügt es, sich hinzusetzen und die Tasten unter den Fingern zu spüren. Manchmal braucht es schon etwas mehr. Doch wer sich bewusst zum Schreiben hinsetzt, hat bereits gewonnen. Egal ob 100 Wörter oder 2’000 Wörter, jedes Wort das geschrieben wurde, bring einem ein Stück näher an den fertigen Roman.

Kleine Niederlagen und der große Sieg

Am 24.11.2017 war es dann so weit. Nach mehr als drei Wochen konnte ich mein Ziel erreichen. Die 50’000 Wörter waren geschrieben.

Nach der Eingabe des Wordcount auf der Website nanowirmo.org kann man seinen Sieg bestätigen, indem man den gesamten Text in ein Feld hinein kopiert und dann steht man als Gewinner, mit lila Gewinner-Balken, fest. Yeah.

Wenn ich zurück blicke, bin ich recht zufrieden mit meiner Leistung. Im Durchschnitt habe ich zweitausend Wörter pro Tag geschrieben. Das ist jetzt nicht herausragend, aber für mich ein guter Schnitt. Vier Mal, habe ich das Tagesziel verfehlt und nur um die tausend Worte geschafft. An manchen Tagen aber, habe ich mehr als zweitausend Worte geschrieben und an dreien, habe ich über dreitausend Worte, in meiner Statistik vermerken dürfen.

Die Geschichte um Lupador ist aber noch nicht zu ende. Gefühlt habe ich 60-70 Prozent im NaNoWriMo geschafft, den Rest schreibe ich in den nächsten Tagen noch fertig. Ich habe mir vorgenommen, weiter eine Schreibstatistik zu führen und einen Endtermin für die 80-100 tausend Worte festzulegen. Denn an manchen Tagen braucht man ein Ziel, an dem man festhält, mehr als alles Andere.

Gewinnen vs Siegen

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich spießig anhöre. Aber auch wer nicht die 50’000 Worte bis zum 30. November geschafft hat, ist in meinen Augen ein Sieger. Sich das Versprechen abzunehmen, seine Freizeit in ein Projekt wie dieses zu stecken, ist schon eine ganze Menge wert.

Seht es mal so: Ihr habt 15’000, 20’000 oder 30’000 Wörter geschafft. Das sind eine Menge mehr, als ihr geschafft hättet, würdet ihr nicht Teil der NaNoWriMo Gemeinschaft sein.

Und selbst wenn man im NaNoWriMo als Sieger hervorgegangen ist, kann man sich klein fühlen. Unter meinen Writing Buddies befinden sich Vielschreiber die bereits nach zehn Tagen das NaNoWriMo Ziel erreicht hatten und an dem Tag als ich es geschafft hatte, einen Wordcount von weit über 100’000 Wörtern besaßen. Dies ist ein Grund zur Freude und ein Ansporn. Auch wenn ich kaum 7’000 Wörter pro Tag schreiben werde, zeigt es doch, wozu wir in der Lage sein könnten.

Das Ziel sind nicht die einzelnen Worte, sondern eure Geschichte, der Roman, das Buch in eurer Hand; auf dem eurer Name steht.

Schreibt eure Geschichte in dem Tempo das für euch das richtige ist. NaNoWriMo ist mehr das Aufzeige, dass jeder der Will, auch die Möglichkeit hat, einen eigenen Roman zu schreiben. Das man für sein Ziel, nicht Jahre benötigt, sondern vielleicht nur einen Monat intensiven Arbeitens.

Der Sieg ist nichts wert, bloße Zahl, wenn du dabei nichts gewonnen hast. Jeder der mitmacht, egal wieviel er geschrieben hat, gewinnt an Erfahrung. Und das meine Freunde, ist die Magie des NaNoWriMo. Lasst euch verzaubern und denkt immer daran:

Nach dem NaNoWriMo, ist vor dem NaNoWriMo. Wir sehen uns nächstens Jahr. Bis dann: Schreibt schön (viel).

 

NaNoWriMo 2017 Status
Tag 1: 2’090 Wörter
Tag 2: 2’350 Wörter
Tag 3: 1’918 Wörter
Tag 4: 3’680 Wörter
Tag 5: 1’131 Wörter
Tag 6: 2’516 Wörter
Tag 7: 2’463 Wörter
Tag 8: 1’886 Wörter
Tag 9: 1’845 Wörter
Tag 10: 2’165 Wörter
Tag 11: 3’155 Wörter
Tag 12: 1’184 Wörter
Tag 13: 2’736 Wörter
Tag 14: 1’825 Wörter
Tag 15: 789 Wörter
Tag 16: 1’767 Wörter
Tag 17: 1’889 Wörter
Tag 18: 1’763 Wörter
Tag 19: 2’048 Wörter
Tag 20: 2’836 Wörter
Tag 21: 1’692 Wörter
Tag 22: 3’022 Wörter
Tag 23: 2’272 Wörter
Tag 24: 1’085 Wörter (Ziel von 50k erreicht!)
Gesamt: 50’074 Wörter (ca. 100,0% von 50’000 W.)
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