Der Angstfresser von Tanja Hanika

„Der Angstfresser“ von Tanja Hanika

Beschreibung

Der Horrorautor Chester Harris hat eingeladen. Seine Gäste wissen nicht, was sie erwartet. Erst, als es fast schon zu spät ist, erkennen sie den Ernst der Lage. Sie werden festgehalten und müssen sich Chesters Aufgaben stellen. Der Horrorabend wird zu einem Spiel um Leben und Tod. Angst, Blut und Schmerz werden serviert und jeder bekommt mehr als genug davon…

Warnung: Der Horrorroman enthält explizite Gewaltdarstellung und abstoßende Details.

Kurzkritik

Der Prolog hat es schon in sich. Wer von der Grausamkeit und Gewalt dieses Einstiegs nicht angewidert das Buch weglegt, der ist bereit für mehr. Und das ist auch genau das, was der Leser bekommt. Mehr detailverliebte Gewalt- und Ekelorgie – eiskalt serviert und nicht für Jedermann immer so bekömmlich.

Tanja Hanika kann spannend schreiben. Keine Frage. Szenisch spannend, brutal und blutig. Ihr Schreibstil ist einfach und klar. Sie blickt immer auf das grausig, eklige und steigert sich im Verlauf der Geschichte weiter in eine Folterorgie ohne Gnade.
Leider kommen ihre Figuren dabei etwas zu kurz. Es ist schwer für den Lesern eine Beziehung zu den handelten Figuren aufzubauen.
Ich hätte mir fünfzig oder hundert Seiten mehr gewünscht, um näher bei den Figuren sein zu können. Auch wenn dies, dem Buch ein wenig an Erzähltempo genommen hätte.

Ein schnelles, spannendes Buch, dem es ein wenig an Tiefe fehlt. Aber wer auf Splatter steht, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen.

Tanja Hanika beherrscht das Handwerk der Horrorliteratur meisterlich und lehrt ihren Lesern das Fürchten. Wer bei Blut, Gewalt, Ekel und Folter gerne genau hinsieht, wird dieses Buch lieben. Viel Spaß beim Menü, es wurde speziell für euch eiskalt zubereitet.

 

Kritik

Nach dem Prolog, der beim Horrorabend beginnt, wird erst mal zurückgespult. Die Handlung des ersten Kapitels, beginnt nämlich ein paar Monate zuvor.  Chester Harris hält eine Lesung und ist sichtlich angespannt. Wir lernen den Perfektionisten Harris an einem Abend kennen, an dem nicht alles nach Plan verläuft, überhaupt nicht so, wie er sich das sonst immer gewohnt ist.

Im zweiten Kapitel übernimmt Ethan Josephson die Handlung und er wird zeitweise abwechselnd, mit Chester Harris als Perspektivfigur agieren.

Dann gelangen wir wieder an dem Abend, der auch im Prolog beschrieben wurde. Nur aus einer anderen Perspektive und mit etwas mehr Vorwissen, als beim ersten Mal.

Und mehr will ich gar nicht verraten. Ich wollte nur kurz den Aufbau aufzeigen. Den dort liegt eine der wenigen Schwachpunkte, an diesem Werk. Der Einstieg ist spannend, das umherspringen in der Zeit, verwirrt am Anfang leicht. Auch wenn man der Autorin keinen Fehler vorwerfen kann. Alles ist logisch und passt auch so, nur dem Leser wird es nicht immer leicht gemacht, genau zu wissen, welches Ereignis vor und welches danach stattfindet. Doch sobald wir beim Horrorabend angekommen sind, wird klar chronologisch berichtet und das Buch gewinnt dadurch erheblich.

In der Kapitelüberschrift wird auch immer angegeben, aus welcher Perspektive wir das Geschehen erleben. Das wird später immer wichtiger, wenn Tanja Hanika von dem zuvor etablierten Wechsel unserer zwei Hauptpersonen abkommt und andere Charaktere ihren Auftritt haben.

Tanja Hanika kann schreiben und das beweist sie in jeder Szene. Sie springt von Handlung, in Dialog, in inneren Monolog und schafft es mühelos ihre Leserschaft, in das Grauen der einzelnen Personen hineinzuversetzen. Alles ist klar und nachvollziehbar. Der Text ist leicht lesbar und zieht einem in das Grauen hinein. Man muss einfach weiterlesen. Tanja Hanika beherrscht das Handwerk des Erzählens – fraglos.

Die Geschichte ist sehr schnell. In kurzen Kapiteln wird das Grauen erzählt und auf dem Höhepunkt der Handlung, verlassen wir auch gleich den Schauplatz und werden mit einem neuen Opfer und einem neuen Spiel versorgt. Das erinnert im filmischen Bereich stark an die Saw-Reihe, von denen es ja auch sieben Filme ins Kino geschafft haben und somit ein großes Publikum begeistern konnte. So kann die Autorin auch sicherlich viele Leser für sich begeistern. Ich hätte mir nur eine Geschichte mit mehr Tiefe gewünscht. Ich hätte gerne fünfzig oder hundert Seiten mehr gelesen, wenn ich den Charakteren dadurch nähergekommen wäre.

Die Beziehung von Chester und seiner Mutter dürfte nicht die Beste gewesen sein, aber es wird nie verständlich, aus welchem Grund Chester zu solch drastischen Mitteln greift. Oder sollten wir glauben das Chester nur verrückt ist? Das wäre doch zu einfach, oder? Wollen wir heute nicht den psychologischen Beweggrund erfahren, der zu solchen Taten führ? Lesen wir nicht gerade deswegen solche Bücher? Um das Böse zu versehen? Es vielleicht sogar in abgeschwächter Form, in uns selbst zu entdecken?

Dann die Liebesbeziehung zwischen Ethan Josephson und seiner Freundin: Nie spürt man, dass sich die zwei lieben. Es scheint eine Zwecksbeziehung, die rein aus Bequemlichkeit geschlossen wurde. Dadurch erreichen Szenen, in denen die zwei ihre Zuneigung zueinander bekunden, nie die Tiefe, die sie hätte haben könnte und der Leser beobachtet die zwei bestenfalls mit Gleichgültigkeit.

Am Schluss gibt es einen Plot Twist, der durch mangelnde Vorbereitung, leider nur unnötig erscheint.

Die Idee ist gut. Die einzelnen Szenen sind gekonnt umgesetzt und sehr gut aufgebaut. Doch leider überzeugt der Aufbau des Romans (das Grundgerüst der Handlung) nicht restlos.

Doch trotz den kritisierten Punkten, kann man sich auf eine kurzweilige Unterhaltung freuen, die es in sich hat und dem Splatterfan mit reichlich grausiger Kost versorgt. Wer nicht viel verträgt, sollte lieber die Finger von dem Horrorroman lassen. Aber jene Leser, sollten ja bereits bei der Triggerwarnung des Klappentextes, vorgewarnt worden sein.

Für Splatterfans eine klare Empfehlung. Wer auf mehr Tiefe in der Charakterzeichnung wert legt oder durch Handlungssprünge in der Zeitebene leicht durcheinander kommt, der sollte sich lieber einen anderen Roman suchen.

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