Arcane

Die erste Staffel von Arcane ist eines der besten Serien auf Netflix(!) und schlägt dabei auch die meisten Film- sowie Serienerlebnisse aus Hollywood. Also unbedingt ansehen! Jetzt!

Arcane
Arcane Final Poster

Wer nun immer noch am Bildschirm sitze, ist anscheinend noch nicht ganz überzeugt; denen von euch, will ich hier über die Ausnahmeerscheinung Arcane (Staffel 1) berichten.
Interessant dabei, ist nicht nur das Endprodukt, sondern auch, wie es denn überhaupt möglich war, dass diese Serie ganz anders ist (und in diesem Fall besser), als viele andere Game-Umsetzungen in der Vergangenheit.
Zudem wurde mir noch nie so oft eine Serie empfohlen und noch selten gab es so viel zu lernen, wenn man sich mit dem Schreiben von Geschichten und interessanten Charakteren beschäftigen möchte. Also ab auf Hoverboard und rein gesprungen…


Entstehungsgeschichte

Kaum jemand hätte dem Projekt Arcane viele Chancen eingeräumt. Die „League Of Legends“ Serie „Arcane“ ist eingeschlagen wie eine Bombe. In über 80 Ländern rangiert die Serie in den Netflix Top 10 Liste, Kritiker sind durchweg begeistert. Auf Rotten-Tomatoes-Score 98 Prozent positiver Bewertungen und beim IMDb-Ranking auf Platz 12 der besten Serien aller Zeiten.

Kaum etwas ist so sicher in der Unterhaltungsindustrie, wie die zu oft bewiesene Weisheit, dass Videospiel-Adaptionen einfach der größte Müll sind.
Doch was macht Arcane richtig, wo so viele andere gescheitert sind?
Wenn man „League Of Legend“-Co-Schöpfer, Marc Merrill zuhört, scheint es ganz einfach zu sein: „Warum Hollywood die Spiele erklären, wenn man Hollywood auch einfach zeigen kann, wie es geht?“

„Warum Hollywood die Spiele erklären, wenn man Hollywood auch einfach zeigen kann, wie es geht?“

Diese Frage soll sich Marc gestellt haben, als er nach mehreren erfolglosen Meetings mit Produktionsfirmen in Hollywood hinter sich gebracht hatte.
Also gab er die Produktion von Arcane in die Hände von Christian Linke und Alex Yee, zwei langjährige Mitarbeiter der Firma, die das „League Of Legend“-Universum bestens kennen, aber keine Serienerfahrung vorzuweisen hatten. Linke hat einige Musikstücke für „LOL“ komponiert und Yee die Hintergrundgeschichte einiger Charaktere. Trotzdem der fehlenden Erfahrung ließ sich Marc Merrill nicht davon abbringen: „Wenn du die Reise, die unsere Spieler mit diesen Charakteren durchlebt haben, nicht voll und ganz wertschätzt, läufst du Gefahr, dass es sich in allen möglichen subtilen Weisen unauthentisch anfühlt. […] Wir können die großartigen Fähigkeiten, die andere Kreative haben, zwar hinzufügen, aber wir können nicht die Liebe, die Aufmerksamkeit fürs Detail, das historische Wissen und die Perspektive opfern, die [die Angestellten von Riot Games] mitbringen.“

„Wenn du die Reise, die unsere Spieler mit diesen Charakteren durchlebt haben, nicht voll und ganz wertschätzt, läufst du Gefahr, dass es sich in allen möglichen subtilen Weisen unauthentisch anfühlt. […] Wir können die großartigen Fähigkeiten, die andere Kreative haben, zwar hinzufügen, aber wir können nicht die Liebe, die Aufmerksamkeit fürs Detail, das historische Wissen und die Perspektive opfern, die [die Angestellten von Riot Games] mitbringen.“

Natürlich haben sie dann auch Leute mit mehr Erfahrung ins Boot geholt, wie Regisseur Arnaud Delord, der die Marvel-Animationsserie „Rocket & Groot“ inszenierte. Für die Animation war das französische Animationsstudio Fortiche Productions zuständig. Der Rest ist Hollywood, äh… Entschuldigung… ich meine Netflix Erfolgsgesichte.
Die Zukunft sieht rosig aus. Die zweite Staffel gilt als sicher und Marc Merrill schwebt ein ähnliches Universum vor, wie es die Marke Marvel vorgemacht hat.


Geschichte

Unruhe herrscht in und zwischen den zwei Städten Piltover und Zhaun. Erfinder, Diebe, Politiker und machtversessene Könige der Unterwelt rütteln an den Einschränkungen einer entzweiten Gesellschaft.
Zwei Schwestern und ihre Freunde begeben sich auf einen Raubzug. Beim Durchstöbern finden sie ein Artefakt, deren Kräfte und Tragweite sie nicht erkennen.
Entdeckung, Erforschung, große Gefahr und der Kampf um Menschenleben vermengt sich zu einer explosiven Mischung. Wer wird Held, wer Verbrecher? Was erträgt innige Freundschaft? Welche Brüche übersteht eine Familie? Wieviel Niederlagen kann ein einzelner Mensch ertragen, bis er zusammenbricht und sein Geist sich gegen sich und alle anderen wendet? Wie wird die wiederentdeckte Macht diese Welt verändern? Der Kampf zweier Städte, deren Bewohner im Spiel mit der Macht, wie auf einem Drahtseil dem Untergang entgegenblicken. Dies ist die Welt von Arcane.


Die Welt

Piltover – Die Stadt des Fortschrittes

Im Herzen des Kontinents liegt Piltover. Die Erfindung von Hextech verspricht eine glorreiche Zukunft. Zwei junge Wissenschaftler arbeiten an vorderster Front an der Entwicklung der Zukunft. Das Potenzial ist riesig. Aber der kleinste Fehler könnte fatale Folgen haben. Unter Druck gesetzt von der Regierung und deren machthungrigen Politiker, wird der Fortschritt vorangepeitscht. Die Unruhen in der Unterstadt schüren die Ängste der Machthungrigen. Schutz soll die neue Technologie bieten und dieser Schutz wird um jeden Preis angestrebt.

Zhaun – Die Unterstadt

Unter den mächtigen Bauten von Piltover, im Schatten des Fortschritts, liegt die Unterstadt. Die Luft ist von einem grausigen Gestank erfüllt. Schreie und Rauch umgeben das Bild einer jeden Gasse. Verlangen, Gefahr und die Möglichkeit mit Gräueltaten zu schnellem Geld zu gelangen, bestimmt den Puls der Unterstadt. Doch versteckt im Herzen von einigen Bewohnern schlummert Hoffnung, Erfindungsgeist und ein unbeugsamer Wille.
Das Hextech-Zeitalter steht bevor und die Hoffnung auf Besserung keimt auch hier. Der Traum einer besseren Zukunft, liegt hier in den grimmig dreinblickenden Gesichtern einer vergessenen Jugend.


Kritik

Das Geheimnis hinter Arcane liegt an sechs Punkten:

  1. Charaktere
  2. Story
  3. Animation
  4. Stil
  5. Musik
  6. Für alle, nicht nur für Fans.

Zuletzt habe ich mich im Jahr 2018 so außergewöhnlich gut, auf der Höhe der Zeit in einem Animationsfilm aufgehoben gefühlt. Das war in „Spider-Man: Into the Spider-Verse“. Und es scheint so, als ob sich Arcane viel an dieser Vorlage bedient hat und doch eigenständig genug geblieben ist, um als selbständiges Kunstwerk zu gelten.
Die erste und die zweite Folge haben mich gut unterhalten, auch wenn nicht alles so optimal und drängend in der Spannung umgesetzt worden ist, wie man es hätte machen können. Doch wer bis zur dritten Folge durchhält, wird belohnt mit einem Zusammenspiel an Action, Emotionen, Schicksal, Explosionen und dem Zusammenbruch einer Welt, wie man es nicht für möglich gehalten hat.
Was man Netflixserien vorwerfen kann, das kann man auch Arcane zu Beginn vorwerfen. Die Geschichte braucht seine Zeit, bis sie so richtig in Fahr kommt. Aber das ist auch gut so. Charaktere müssen erst einmal vorgestellt werden, um später auch ihre Handlungsbögen zu verstehen, um Entwicklung zu würdigen und um die Tiefe zu erlangen, damit es später in der Magengrube des Zuschauers auch heftig aufstößt. Hier werden nicht austauschbare Figuren erzeugt, hier werden Schicksale geboren und Charaktere streben hohe Ziele an. Manche scheitern, andere siegen. Doch der Preis ihrer Entscheidungen muss jeder selbst bezahlen. Und dies macht aus Figuren Charaktere, die dem Zuschauer einem am Herzen liegen.
Die Geschichte ist eine geschickte Verflechtung von zwei Städten. Auch wenn einiges im Dunkeln bleibt, vor allem was die Vorgeschichte anbelangt, so wird hier ein Weltenbau aufgestellt, der plausibel und spannend Fragen aufwirft, die unsere aktuelle Gesellschaft betreffend. Nie zu direkt, sondern besten eingebunden in die Story. Die Geschichte ist getrieben aus den Charakteren. Eine geschickte Verflechtung von persönlichen Schicksalen, mit dem Bestreben der Mächtigen und den Städten. Ein Spiel mit Hoffnung und Niedergang. Wer auf Fairness und Gerechtigkeit baut, der kommt unter die Räder der Machthungrigen Elite oder Verbrecherkönige. Was man als gerecht empfindet, muss man sich selbst erkämpfen. Manchmal gewinnt man, meist geht man unter. Doch wenn man noch genügend Kraft zum Aufstehen hat, dann wird die nächste Runde eingeläutet und diese muss man oft mit Faustschlägen bestehen oder aber man geht endgültig unter.

Was man als gerecht empfindet, muss man sich selbst erkämpfen. Manchmal gewinnt man, meist geht man unter. Doch wenn man noch genügend Kraft zum Aufstehen hat, dann wird die nächste Runde eingeläutet und diese muss man oft mit Faustschlägen bestehen oder aber man geht endgültig unter.

Die Animation im 2D Bereich erfreut sich schon lange einer anhaltenden Beliebtheit. Was 3D Animation mehr für Kinder attraktiv macht, schafft man hier auch für ein erwachsenes Publikum umzusetzen. Schmierig und dreckig wirkt hier einiges. Blut sieht nach Blut aus, Schweiß riecht schon fast und der Schmerz in den Gesichtern der Figuren kommt direkt in den Nervenbahnen des Zuschauers an.
Richtig stark wird die Animation, wenn es um Actionszenen geht. Hier behält man alles in der Übersicht. Schön choreografiert, wie es Hollywood nur selten auf die Leinwand schafft. Jeder Schlag wird gespürt, jede wilde Umdrehung in der Luft, jeder Wirbel, jeder Fall hat Substanz und Wirkung. Auch wenn es blöd klingen mag: Es ist etwas vom schönsten, wenn sich zwei Figuren kloppen, der Stil, die Animation, die Musik und Soundeffekte, Stimmen, die Wirkung der Story, alles vermengt in diesen Sekunden höchster Aufmerksamkeit und Wirkung. Dies hat mehr mit Höchstleistung in Kunst und Tanz zu tun, als mit einer Prügelei. Die ist Kunstfertigkeit mehrerer Disziplinen auf einmal in Höchstform und dem Zeitgeist vermengt. Man muss es gesehen haben, um es wirklich zu verstehen. Und dann werdet ihr mir beipflichten.

Es ist etwas vom schönsten, wenn sich zwei Figuren kloppen, der Stil, die Animation, die Musik und Soundeffekte, Stimmen, die Wirkung der Story, alles vermengt in diesen Sekunden höchster Aufmerksamkeit und Wirkung. Dies hat mehr mit Höchstleistung in Kunst und Tanz zu tun, als mit einer Prügelei. Die ist Kunstfertigkeit mehrerer Disziplinen auf einmal in Höchstform und dem Zeitgeist vermengt.

Ich will noch kurz den eigenen Stil und die Musik ansprechen; Die zuerst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein können. Aber auch diese machen Sinn im Ganzen und werden auch Spuren hinterlassen in zukünftigen Werken des Animation Betrieb, sie sind jetzt schon Markenzeichen und Grenzstein auf dem Weg, um zukünftige Kunstschaffende zu inspirieren.

Markenzeichen und Grenzstein auf dem Weg, um zukünftige Kunstschaffende zu inspirieren.

Und zuletzt will ich nicht unerwähnt lassen, dass man als Spieler, der schon seit Jahren „LOL“ spielt und einige Charaktere wiedererkennt, seine Freude an Arcane haben kann. Aber genauso kann man, wenn man keine Erfahrung mit der Vorlage hat, die Serie problemlos verfolgen und genießen.

Danke fürs Lesen und viel Vergnügen bei Arcane!


Was lernen wir aus Arcane?

Nun seid ihr gefragt:
Was denkt ihr, können wir von Arcane lernen? (Als Kunstprojekt? Zum Schreiben? …)

(Schreibt doch einfach in den Kommentaren unter diesem Beitrag.)

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